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Beobachtungen, Erfahrungen und Gedanken

Seit Menschen sprechen gelernt haben, sind viele interessante Beobachtungen, nützliche Erfahrungen und kluge Gedanken innerhalb der Spezies weiter gegeben worden. Solange diese weitergegebenen Erkenntnisse nur gesprochene Worte waren, konnten nur die bedeutsamsten und nützlichsten Informationen durch Wiederholung und Erinnerung bewahrt werden – das meiste ging verloren, wie der sprichwörtliche Nebel im Wind.

Erst als die Schrift erfunden worden war, vor vielleicht 6 000 Jahren, bekamen verklingende Schallwellen die Ergänzung, mit der Wissen festgehalten und über Raum und Zeit weiter gegeben und verbreitet werden konnte.

Seither füllen unüberschaubar viele interessante Beobachtungen, nützliche Erfahrungen und kluge Gedanken die unterschiedlichsten Datenträger, vom bekritzelten Notizblock, über Bücher bis hin zu den neuesten, nur noch von Maschinen lesbaren DNS- und RNS-Massenspeichern.

Fazit: Die Menschheit verfügt inzwischen über enormes Wissen. Nur: Wem nützt das?

Papier ist geduldig

Das sagt schon ein altes Sprichwort und wir können ergänzen: moderne Speichermaterialien sind es es auch. Oder als Frage formuliert: Was nützt diesen aufrecht gehenden, nackten Affen, dieser Menschheit, all das viele Wissen, das sie allzeit und nahezu überall verfügbar hat?

Natürlich ist ein einzelner Kopf – speichertechnisch – zu klein, als dass alles Wissen da hinein passen könnte. Also muss man sich bescheiden, und so haben sich zwei Archetypen heraus gebildet, der Allrounder und der Spezialist.

Kennen Sie den Unterschied? Ein Allrounder ist ein Mensch, der von vielen Dingen einiges weiß. Ein guter Allrounder weiß von noch mehr Dingen naturgemäß – wegen der begrenzten Kapazität – jeweils etwas weniger. Der perfekte Allrounder schließlich weiß von allem gar nichts mehr.

Und ein Spezialist? Das ist ein Mensch, der von wenigen Dingen eine Menge weiß. Ein guter Spezialist weiß noch mehr, allerdings wegen der begrenzten Kapazität – von weniger Dingen. Der perfekte Spezialist weiß schließlich alles von gar nichts mehr.

Aber Spaß beiseite! Es gibt zugegebenermaßen viele kluge Köpfe, in denen eine Menge Wissen steckt.

Aber das sind zu wenige und meist sind es auch die Falschen. Oft sind es weltfremde Professoren, die sich selbst genug sind und sich entweder nicht „einmischen“ wollen oder nicht eingreifen können.

Predigen wir nicht die allgemeinen Menschenrechte, die Gleichheit aller, zumindest vor dem Gesetz, und intonieren wir nicht ständig das Mantra der Demokratie, der Herrschaft des Volkes? Wie passt das zusammen? Einerseits die wenigen "klugen" Köpfe und andererseits das Mit-Reden, das Mit-Entscheiden und das Mit-Verantworten Aller?

Nun gut, wenn nur wenige Köpfe "voll" sind, heißt das nicht, dass der Rest, dass alle übrigen "hohl" sein müssen. Wenn man sich aber in unserer Gesellschaft umschaut und umhört, dann stellt sich einem schon die Frage, womit die restlichen Köpfe gefüllt sind? Oder anders: Womit hat die Gesellschaft diese Köpfe gefüllt?

Auf den Punkt gebracht: Was bringen wir unseren Kindern bei, was an Kenntnissen, was an Fertigkeiten, was an Regeln?

Diese Frage scheint die Allermeisten völlig kalt zu lassen. Sie nehmen es hin, dass unsere Kleinsten mit dümmlichsten Antworten auf ihre berechtigten Fragen abgespeist werden. Sie nehmen es hin, dass die Diskussion über notwendiges Schulwissen in Hinterzimmern stattfindet und sie nehmen es hin, dass unsere Größeren oft lediglich zu funktionierenden Akteure für ein fragwürdiges Wirtschaftssystem herangezogen werden.

Und später, wenn die kleinen selbst zu fortpflanzungsfähigen Erwachsenen heran gereift sind, womit werden sie dann "gefüttert"? Mit oft primitivster Fernsehunterhaltung ermuntern wir sie, ihre Zeit tot zu schlagen. Mit Schein-Informationen geben ihnen "öffentlich-rechtliche" Einrichtungen die Illusion, teilhaben zu können. Mit allerlei Tricks hält sie eine Konsum- und Spielindustrie bei Laune, damit sie erst gar nicht dahinter kommen, wie übel ihnen mitgespielt wird, ihnen, denen man doch einmal vorgegaukelt hat, sie seien zu Höherem als einem "Homo" berufen, nämlich zum Homo sapiens sapiens.

Wann endlich diskutieren wir die Curricula unserer Bildungseinrichtungen öffentlich? Wann endlich hinterfragen wir den Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender öffentlich? Wann endlich entlarven wir Pressefreiheit als das, was sie ist: Nämlich im wesentlichen als die "Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten"? Dies ist ein Zitat von Paul Sethe, einem Mann, der es wissen musste ...

Kommentare

So unbefriedigend es auch ist, noch ist die Rolle der Herkunft, die Funktion des Elternhauses für die geistige Entwicklung eines Kindes von zentraler Bedeutung. Das wird auch so lange so bleiben - das befürchte ich jedenfalls - solange die animalische Mutter-Kind-Beziehung das Geschehen bestimmt.

Erst wenn die menschliche Spezies begreifen wird, dass Kinder keine "Privatsache" sind, sondern Alle angehen, wird sich da etwas ändern. Erst wenn der Homo sapiens sapiens akzeptieren wird, dass sich mit Kindern nicht das Individuum reproduziert, sondern die Spezies, wird Aussicht auf Veränderung bestehen.

Wann wird das sein? Vielleicht in 10.000 Jahren?

Traurig, aber vermutlich wahr!

Bild des Benutzers Günther van de Lücht

Vorschusslorbeeren erweisen sich allzu oft als voreilig. So scheint es auch mit der Bezeichnung "Homo sapiens sapiens" zu sein. Bei Betrachtung unserer mittleren Zeitgenossen kann man zu dem Urteil kommen, dass "Homo erectus" vorläufig genügt hätte, vielleicht ergänzt mit der Einfach-Zielvorgabe "Homo sapiens".

Alles weitere ist sehr, sehr weit entfernt! :-)